Der endlose Krieg gegen Hitler

„Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen – oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“ – John F. Kennedy

Seit dem 8. Mai 1945 sind 80 Jahre vergangen – ein Datum, das als „Tag der Befreiung“ in die Geschichte eingegangen ist. Doch während die Leichen des Zweiten Weltkriegs noch nicht begraben waren, marschierte die westliche Welt unter amerikanischer Führung längst in den nächsten Krieg – und nie wieder heraus. Nicht Hitler wurde besiegt, sondern nur sein Name. Seine Rolle als Symbol für das absolut Böse überlebte – und wurde zur universellen Legitimation für einen nicht enden wollenden Kreuzzug, in dem es nicht um Freiheit oder Demokratie geht, sondern um Rohstoffe, Märkte, Vorherrschaft und Kontrolle.

Was wir erleben, ist kein versehentlicher Irrweg, kein bedauerliches Scheitern moralischer Prinzipien – es ist ein eiskalt kalkuliertes Geschäftsmodell, ein perfides Spiel mit Angst und Tod. Es ist organisierter, industriell betriebener Massenmord, getarnt als Humanismus.

Vom „Nie wieder Krieg“ zum ewigen Krieg

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg begann die USA, sich militärisch weltweit zu positionieren. Der Kalte Krieg wurde zur ideologischen Kulisse für unzählige Stellvertreterkriege. Bereits 1950 zogen amerikanische Truppen in Korea ein – offiziell, um den Kommunismus zu stoppen. Zwei Millionen Tote waren das Resultat. Es folgten:

– Vietnam (1955–1975): Über 3 Millionen Vietnamesen sterben, meist Zivilisten. Napalm, Agent Orange, flächendeckende Bombardierungen.
– Chile (1973): Die CIA stürzt Salvador Allende, einen demokratisch gewählten Präsidenten, zugunsten des Diktators Pinochet.
– Afghanistan (1979–2021): Erst werden islamistische Kämpfer gegen die Sowjets bewaffnet, dann wird das Land selbst zum Kriegsschauplatz für 20 Jahre.
– Irak (1991, 2003): Die Lüge von den Massenvernichtungswaffen dient als Vorwand für einen völkerrechtswidrigen Angriff. Bis zu eine Million Tote.
– Libyen (2011): Unter dem Vorwand des „Schutzes der Bevölkerung“ wird das stabilste Land Nordafrikas in einen failed state verwandelt.
– Syrien, Ukraine, Jemen, Mali, Kosovo – die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen.

Allen Kriegen gemeinsam: Sie werden als moralische Mission verkauft. Der Gegner ist stets „Hitler“ – ein brutaler Diktator, ein neues „absolutes Böse“. Der tatsächliche Preis: Millionen Tote, zerstörte Gesellschaften, Generationen in Trümmern.

Der moralische Vorwand – die unmoralische Praxis

„Der Krieg ist nichts als ein Bankgeschäft.“ – Major General Smedley Butler, US-Marine, 1935

Krieg ist längst entmoralisiert – oder besser gesagt: mit falscher Moral aufgeladen. Der Kampf für „gute Werte“ ist die Maske, unter der die schlimmsten Verbrechen begangen werden. Profiteure sind:

– Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin, Raytheon, Rheinmetall, BAE Systems
– Rohstoffgiganten, die Zugang zu Öl, Gas, Uran und Lithium sichern
– Geopolitische Allianzen wie die NATO, die Expansion durch Krisen rechtfertigen
– Medienkonzerne, die Kriegspropaganda in patriotische Erzählungen verpacken

Das Töten ist kein Mittel zum Zweck – es ist der Zweck selbst.

Hitler – die unsterbliche Projektionsfläche

Die Figur Adolf Hitlers ist zum metaphysischen Dauerfeind des Westens geworden. Saddam Hussein, Milosevic, Gaddafi, Putin – jeder Gegner wird mit Hitler verglichen. Dieser Vergleich dient nicht dem Gedenken, sondern der Moralinstrumentalisierung. Denn wer gegen Hitler kämpft, hat immer recht – auch wenn er selbst kriegsverbrecherisch handelt.

Hitler lebt nicht mehr. Aber seine Rolle wurde konserviert, weil sie als moralischer Joker dient. Solange Hitler das Böse ist, kann der Westen sich als das Gute inszenieren – ganz gleich, wie blutig das eigene Handeln ist.

Frieden als Bedrohung – die Ermordung der Hoffnung

Friedensstifter sind keine Helden, sondern Gefährder.

– Mahatma Gandhi: erschossen, weil er Versöhnung forderte
– Martin Luther King Jr.: ermordet, weil er gegen Krieg und Rassismus kämpfte
– John F. Kennedy: erschossen, als er nach der Kubakrise den Kalten Krieg beenden wollte
– Yitzhak Rabin: ermordet wegen seines Friedens mit den Palästinensern
– Olof Palme: erschossen, weil er die US-Außenpolitik kritisierte
– Dag Hammarskjöld: gestorben bei einem mysteriösen Absturz während einer Friedensmission

Frieden ist gefährlich, weil er das Geschäftsmodell zerstört.

Eine Weltordnung ohne Moral

Begriffe wie „Wertegemeinschaft“ oder „regelbasierte Ordnung“ sind in Wahrheit Fassade für Machtpolitik ohne ethischen Kompass. Menschenrechte dienen selektiv als Druckmittel – nie als universelles Prinzip.

Wenn Saudi-Arabien den Jemen bombardiert, schweigt der Westen. Wenn Israel Gaza zerstört, heißt es „Selbstverteidigung“. Doch wenn Russland Krieg führt, folgt die totale moralische Empörung – mit Hitler-Vergleich und Aufrüstungsforderungen.

Das Ergebnis: Macht über Recht, Geld über Leben, Interessen über Wahrheit. Faschismus im neuen Gewand.

Hitler überwinden – nicht bekämpfen

Der Weg zu einer friedlichen Welt führt nicht über Aufrüstung, Sanktionen oder Feindbilder. Er führt über Aufarbeitung, Dialog, Verzicht auf Machtgier – und den Mut, Nein zu sagen: zum Krieg, zur Lüge, zur Heuchelei.

Hitler darf nicht länger bekämpft werden – er muss überwunden werden. Das ist mehr als Geschichte, es ist eine geistige und moralische Wende. Solange Hitler als Projektionsfläche dient, bleibt die Welt im Zustand permanenter Gewalt.

Nur durch diese Überwindung entsteht echter Frieden: Gerechtigkeit, Wahrheit, Menschlichkeit.

Wer schweigt, macht mit

Wir leben in einer Zeit, in der Pazifismus kriminalisiert wird. Wer gegen Waffenlieferungen protestiert, gilt als „Putin-Versteher“. Wer Diplomatie fordert, wird als „naiv“ verunglimpft. Wer auf das Völkerrecht verweist, ist ein „Querdenker“.

Der Raum für abweichende Meinungen schrumpft – nicht trotz, sondern wegen der angeblichen Freiheit, die verteidigt wird.

Der wahre Kampf

Der Feind ist nicht da draußen. Der Feind ist das System, das aus Krieg Kapital schlägt. Das Millionen Menschen opfert, um Konzerngewinne zu sichern. Das mit der Maske der Moral den schlimmsten Zynismus betreibt.

Frieden beginnt nicht am Verhandlungstisch. Frieden beginnt in der Sprache, in der wir über Macht sprechen. In der Bereitschaft, unsere eigene Rolle zu hinterfragen. In der Entscheidung, Nein zu sagen – zum nächsten Krieg, zum nächsten Feindbild, zur nächsten Lüge.

„Du sollst nicht töten.“ – 2. Mose 20,13

Quellen und Literatur

– Drewermann, Eugen: So treiben sie uns in den Dritten Weltkrieg (Vortrag, 2023)
– Chomsky, Noam: Manufacturing Consent, 1988
– Zinn, Howard: A People’s History of the United States, 1980
– Butler, Smedley D.: War is a Racket, 1935
– Kennedy, John F.: Rede vor der American University, 10. Juni 1963
– Arendt, Hannah: Macht und Gewalt, 1970
– UNDP: Post-War Casualties and Reconstruction Reports


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