
Macht und Herrschaft sind in der Gegenwart enger verwoben als je zuvor. Macht bedeutet, auf Denken, Verhalten und Entscheidungen anderer einzuwirken – und zwar oft ohne sichtbaren Zwang, sondern durch Strukturen, Algorithmen, Sprachrahmen und wirtschaftliche Abhängigkeiten. Herrschaft ist die Form, in der diese Macht institutionalisiert wird – in Parteien, supranationalen Organisationen, Konzernen und einem zunehmend undurchsichtigen Netzwerk aus politischen und wirtschaftlichen Interessen.
Der Soziologe Max Weber schrieb: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen.“ Diese Definition wirkt heute fast prophetisch. Denn in einer Zeit, in der politische Kommunikation durch Medienkonzerne und digitale Plattformen kanalisiert wird, ist die Fähigkeit, „den eigenen Willen“ durchzusetzen, weniger eine Frage von Gewalt, sondern von Informationsmacht.
In einer gesunden Demokratie kontrollieren Wahlen und Öffentlichkeit die Macht. Doch die Realität zeigt: Macht ist längst global verteilt – zwischen Finanzmärkten, Technologiekonzernen, internationalen Organisationen und einer Politik, die sich zunehmend in Verwaltung und Krisenmanagement erschöpft. Der amerikanische Linguist Noam Chomsky nannte diese Entwicklung bereits in den 1990er Jahren eine „manufacture of consent“ – die systematische Herstellung von Zustimmung. Weitere Informationen bietet die http://Bundeszentrale für politische Bildung – Macht und Kontrolle in der Demokratie Die Corona-Jahre lieferten ein Brennglas dieser Entwicklung. Entscheidungen von immenser Tragweite wurden unter Ausschluss öffentlicher Debatte getroffen, parlamentarische Kontrolle zeitweise suspendiert. Die sogenannte RKI-Files-Affäre offenbarte, wie stark wissenschaftliche Beratung politisch gefiltert wurde. In der Folge verschob sich die Machtbalance – weg von demokratischer Kontrolle, hin zu technokratischer Verwaltung.
Kontrolle – das Werkzeug der neuen Machtordnung
Kontrolle ist der Kern jeder Machtausübung. In der modernen globalen Ordnung hat sie viele Gesichter: biometrische Erfassung, Social-Scoring-Systeme, staatliche und private Datensammlung, algorithmische Vorauswahl von Informationen. Der französische Philosoph Michel Foucault beschrieb im Panoptikum die perfideste Form der Kontrolle – jene, bei der sich Menschen selbst überwachen, weil sie jederzeit beobachtet werden könnten. Diese Logik prägt heute digitale Gesellschaften von China bis Europa.
Was früher physische Überwachung war, ist heute digitale Verhaltenssteuerung. Der britische Autor George Orwell warnte 1949 in 1984: „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.“ Diese Warnung ist zur alltäglichen Praxis geworden, wenn Plattformen Inhalte algorithmisch filtern oder Debattenstränge unsichtbar machen.
In westlichen Demokratien geschieht Kontrolle subtiler. Sie tarnt sich als Fürsorge, Sicherheit oder Effizienz. Gesetzespakete zur digitalen Identität, wie die EU-Verordnung eIDAS 2.0, eröffnen technologische Möglichkeiten zur umfassenden Erfassung persönlicher Daten. Auch wenn sie offiziell der Bequemlichkeit dienen, entsteht eine neue Abhängigkeit: zwischen Bürgern, Staat und Konzernen, die die Infrastruktur kontrollieren.
Der Whistleblower Edward Snowden formulierte es so: „Zu sagen, man habe nichts zu verbergen, ist dasselbe wie zu sagen, man brauche keine Meinungsfreiheit, weil man nichts zu sagen hat.“ Kontrolle ist nie neutral; sie formt Verhalten, bevor wir handeln.
Entmündigung – der schleichende Rückbau des Denkens
Die moderne Entmündigung geschieht nicht durch Panzer, sondern durch Narrative. Sie engt den Denkrahmen ein, indem sie alternative Perspektiven moralisch diskreditiert. Wer gegen den Mainstream argumentiert, wird nicht widerlegt, sondern etikettiert.
In Deutschland kontrollieren wenige große Medienhäuser – Springer, Bertelsmann, Burda – einen Großteil der Informationslandschaft. Diese Konzentration führt nicht automatisch zu Propaganda, wohl aber zu Homogenität. Themen, die nicht in die Logik der Redaktionen passen, fallen aus dem Diskurs.
Während der Pandemie zeigte sich dies exemplarisch. Kritische Stimmen von Ärzten, Juristen und Wissenschaftlern wurden in Talkshows ausgeladen oder in sozialen Netzwerken gesperrt. Die Plattformen agierten als faktische Zensurinstanzen – oft im Schulterschluss mit staatlichen Stellen. Das Ergebnis war ein Klima der Selbstzensur. https://www.transparency.org/en/cpi/2024
Die Politikwissenschaftlerin Hannah Arendt beschrieb in Wahrheit und Politik (1967), wie gefährlich es ist, wenn öffentliche Kommunikation von Meinung ersetzt wird: „Wo alle lügen, glaubt keiner mehr, und niemand kann sich mehr orientieren.“ Diese Orientierungslosigkeit ist das Kennzeichen unserer Gegenwart: zu viele Informationen, zu wenig Wahrheit.
Weiterführend: ID2020 – Digitale Identität und Freiheitsrechte
Wirtschaftliche Macht – die unsichtbare Enteignung
Enteignung ist kein Enteignungsgesetz mehr. Sie geschieht heute durch Geldpolitik, Inflation und Regulierung. Zentralbanken fluten die Märkte mit billigem Geld, Regierungen verschulden sich in historischem Ausmaß – die Zeche zahlen Sparer und Steuerzahler.
Die Inflation der Jahre 2021 bis 2023 hat reale Einkommen entwertet wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Offiziell lag sie zeitweise bei acht Prozent, tatsächlich waren die Lebenshaltungskosten vieler Haushalte doppelt so hoch. Das ist stille Enteignung – die Umverteilung von Kaufkraft zugunsten von Staaten und Vermögenden, die von der Geldschwemme profitieren.
Hinzu kommen politische Eingriffe in den Markt durch Subventionen, Energiepreisdeckel, ESG-Vorgaben. Unternehmen verlieren unternehmerische Freiheit, Bürger verlieren ökonomische Eigenständigkeit. Der „Green Deal“ etwa, so notwendig seine Ziele sind, ist zugleich ein Instrument massiver Umverteilung und Regulierung.
Wie Chomsky einmal sagte: „Propaganda funktioniert am besten, wenn Menschen glauben, sie handle in ihrem Interesse.“ Wirtschaftliche Kontrolle tarnt sich als Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit oder Sicherheit – ihr Effekt ist aber Zentralisierung.
Eigentum und Selbstbestimmung – die neue Abhängigkeit
Eigentum war in der Geschichte immer ein Garant für persönliche Freiheit. Wer Eigentum besitzt, kann sich staatlicher Willkür entziehen. Wer nichts besitzt, ist abhängig.
Der Slogan „Du wirst nichts besitzen und glücklich sein“, geprägt im Umfeld des Weltwirtschaftsforums (WEF), fasst das Ideal einer postmateriellen Gesellschaft zusammen. Doch was nach Utopie klingt, ist in seiner Konsequenz eine Machtkonzentration: Wenn Bürger nichts besitzen, gehört alles jenen, die die Infrastruktur bereitstellen – Staaten, Banken, Technologiekonzerne.
Eine Gesellschaft ohne Eigentum verliert Autonomie. Entscheidungen über Energie, Mobilität, Ernährung oder Wohnen werden zentral gesteuert. Wer abweicht, riskiert Ausschluss aus Systemen, die digital verwaltet werden. Das ist keine dystopische Fantasie, sondern bereits Realität in digitalen Bezahlsystemen oder bei der geplanten Einführung des digitalen Euro.
Der Besitz von Eigentum, ob materiell oder geistig, bleibt die Grundlage jeder freien Ordnung. Wie Hannah Arendt schrieb: „Freiheit ist nur da möglich, wo Menschen in der Welt einen Platz haben, von dem aus sie handeln können.“ Eigentum ist dieser Platz.
Freiheit bewahren – Aufklärung als zivile Pflicht
Herrschaft, Kontrolle, Entmündigung und Enteignung bilden die vier Pfeiler einer Ordnung, die unter dem Mantel der Modernisierung Freiheit in Abhängigkeit verwandelt. Sie wirken zusammen, indem sie Bürgern Verantwortung abnehmen – und damit Selbstbestimmung entziehen.
Der Weg aus dieser Spirale ist nicht Nostalgie, sondern Aufklärung. Aufklärung heißt, die Mechanismen zu verstehen, die Zustimmung erzeugen. Sie verlangt Mut, Widerspruch, Recherche, geistige Unabhängigkeit.
Edward Snowden nannte Aufklärung „die letzte Form des Widerstands in einer Welt der Überwachung“. Aufklärung ist kein theoretischer Akt, sondern zivile Pflicht. http://Hannah Arendt – Truth and Politics (1967), The New Yorker Archive
Freiheit ist kein Geschenk des Staates, sondern ein Zustand des Bewusstseins. Sie entsteht dort, wo Menschen ihre Meinung äußern, Eigentum verteidigen, Verantwortung übernehmen und die Grenzen von Macht hinterfragen.
Die öffentliche Meinung muss lauter, klarer und freier werden als die veröffentlichte Meinung. Denn wenn Wahrheit zu einem Produkt wird, ist Schweigen kein Zeichen von Klugheit mehr – sondern von Angst.
Weiterführend: Wir marschieren wieder – Freiheit im Abgrund
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