
Deutschland verliert an Substanz – nicht plötzlich, sondern planvoll. Während der öffentliche Dienst wächst, die Industrie schrumpft und Kapital ins Ausland fließt, spricht die Politik von „Transformation“. In Wahrheit erleben wir eine gezielte Schwächung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit – herbeigeführt durch politische Fehlentscheidungen, ideologische Steuerung und den Verlust ökonomischer Vernunft.
Dieser verwaltete Niedergang der deutschen Wirtschaft ist kein Zufall.
Das Ergebnis ist eine Deindustrialisierung, die den Wirtschaftsstandort Deutschland und seine Wettbewerbsfähigkeit systematisch schwächt – ein verwalteter Niedergang (Managed Decline).
Vom industriellen Höhenflug in den strukturellen Sinkflug
Über Jahrzehnte galt Deutschland als Werkbank der Welt. Maschinenbau, Chemie, Automobil – das war der Dreiklang des Wohlstands und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.
Doch seit 2017 ist der Trend gebrochen: Die Industrieproduktion liegt heute um mehr als 30 % unter dem Vorkrisenniveau. Hohe Energiepreise, Überregulierung und eine planwirtschaftlich gefärbte Strukturpolitik ersticken die Realwirtschaft.
„Ein Land, das seinen Kapitalstock verkommen lässt, verliert nicht nur Produktionspotenzial, sondern seine Zukunft.“
(Jürgen Stark, ehemaliger Chefökonom der EZB)
Hauptursachen des strukturellen Sinkflugs
- Dauerhaft hohe Energiepreise und zusätzliche Abgaben/Netzentgelte.
- Überregulierung, lange Genehmigungsverfahren und Planungsunsicherheit.
- Veralteter Kapitalstock und zu geringe Nettoinvestitionen.
- Fachkräftemangel sowie Abwanderung qualifizierter Erwerbstätiger.
- Fehlsteuerung öffentlicher Mittel mit geringer Produktivitätsrendite.
Wenn der Staat Fachkräfte bindet statt Produktivität fördert
Der deutsche Staat wächst – allerdings nicht in seiner Effizienz, sondern in seiner Masse. Seit 2013 hat die Zahl der Beamtenstellen in Bundesministerien um rund 47 % zugenommen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Auch der gesamte öffentliche Dienst – also Beamte und tariflich Beschäftigte – expandiert stetig. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stieg die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst von 4,6 auf 5,1 Millionen binnen zehn Jahren – ein Plus von über 11 %. Damit arbeitet heute jeder achte Erwerbstätige direkt oder indirekt für den Staat.
Besonders stark wächst der höhere Dienst – und mit ihm die Zahl hochqualifizierter Fachkräfte, die dem produktiven Sektor entzogen werden. Juristen, Ingenieure, IT-Spezialisten und Ökonomen wechseln zunehmend in sichere Staatsanstellungen, während Industrie und Mittelstand dieselben Fachkräfte verzweifelt suchen.
Das führt zu einer systematischen Fehlallokation von Humankapital: Die besten Köpfe des Landes schreiben heute Verordnungen statt Visionen.
Und die Politik führt damit den verwalteten Niedergang Deutschlands fort – anstatt ihn zu stoppen.
Gleichzeitig explodieren die Personalkosten. Die Gebietskörperschaften gaben 2023 über 320 Milliarden Euro für Personal aus – fast ein Drittel mehr als 2013. Hinzu kommen künftige Pensionsverpflichtungen von über einer Billion Euro, wie der Bundesrechnungshof errechnet hat. So wächst die implizite Staatsverschuldung, während die gesamtwirtschaftliche Produktivität stagniert.
„Der wachsende öffentliche Dienst verschärft die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt und bindet Ressourcen, die in der Privatwirtschaft dringend gebraucht würden.“
(Institut der deutschen Wirtschaft, 2024)
Der Staat zieht Talente, Kapital und Energie dorthin, wo sie keinen Wert schaffen – in den Apparat. Und der Apparat wächst weiter, während die Wertschöpfung sinkt.
Abwanderung, Fehlzuwanderung und der politisch hausgemachte Verlust der Leistungsträger
Deutschlands Arbeitskräftebasis zerfällt auf zwei Ebenen: Die Alten gehen – die Jungen gehen auch.
Einerseits scheiden die geburtenstarken Jahrgänge in rasantem Tempo aus dem Erwerbsleben aus. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) werden bis 2036 rund 20 Millionen Beschäftigte das Rentenalter erreichen – also fast jeder Dritte im heutigen Arbeitsmarkt.
Gleichzeitig verliert Deutschland jedes Jahr zusätzlich über 300 000 Erwerbstätige durch Abwanderung, vor allem hochqualifizierte Fachkräfte, Ingenieure, IT-Spezialisten und Pflegekräfte. Sie verlassen das Land nicht aus Abenteuerlust, sondern weil sie im Ausland bessere Arbeits- und Lebensbedingungen finden: niedrigere Steuern, mehr Netto vom Brutto, weniger Bürokratie, stabile Energiepreise und eine innovationsfreundlichere Kultur.
2024 wanderten laut Statistischem Bundesamt knapp 270 000 Deutsche aus, der Saldo deutscher Staatsangehöriger war erneut negativ (–87 000).
Die offiziell positive Gesamtmigration (+663 000 im Jahr 2023) verdeckt diese qualitative Schieflage. Denn der größte Teil der Nettozuwanderung fließt nicht in den Arbeitsmarkt, sondern in die Sozialsysteme. Nach Angaben des Bundesrechnungshofs (2024) und des IAB liegt die Erwerbsbeteiligung von Geflüchteten selbst nach fünf Jahren in Deutschland bei unter 50 %, in Vollzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind davon weniger als 30 %.
„Deutschland importiert keine Fachkräfte, sondern Soziallasten – und exportiert seine Produktiven.“
(Hans-Werner Sinn, ifo-Institut, 2023)
Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern das Resultat einer verfehlten Migrations- und Arbeitsmarktpolitik, die Zuwanderung als demografisches Allheilmittel behandelt, ohne auf Qualifikation, Sprachkenntnisse oder Arbeitsmarktfähigkeit zu achten. Anstatt die besten Köpfe zu gewinnen, verliert Deutschland Jahr für Jahr seine Leistungsträger – und ersetzt sie durch Menschen, die erst langfristig oder gar nicht in den Arbeitsprozess integriert werden können.
Die Folgen sind doppelt verheerend: Erstens sinkt das reale Arbeitskräftepotenzial trotz hoher Zuwanderungszahlen weiter. Zweitens steigen die Belastungen der Sozialhaushalte – für Unterkunft, Integration, Gesundheitsversorgung und Grundsicherung. Laut Bundesfinanzministerium beliefen sich die migrationsbezogenen Sozialausgaben 2023 auf über 50 Milliarden Euro, Tendenz steigend.
Damit entsteht ein gefährlicher Teufelskreis: Die Erwerbstätigen finanzieren ein immer größeres nicht-produktives Bevölkerungselement, während gleichzeitig die produktiven Kräfte ins Ausland abwandern. Das ist nicht Demografie – das ist hausgemachte wirtschaftspolitische Selbstschwächung.
„Ein Land, das seine Steuerzahler vertreibt und seine Sozialempfänger vermehrt, verliert nicht an Mitgefühl, sondern an Zukunft.“
(Ulrich Schild von Spannenberg, 2025)
Der schrumpfende Kapitalstock – das Fundament bricht weg
Der Kapitalstock ist das Produktionsvermögen eines Landes – Maschinen, Anlagen, Fabriken, Fahrzeuge und technologische Ausrüstungen. Er bildet das materielle Rückgrat des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
Doch Deutschland investiert nicht mehr ausreichend, um diesen Bestand zu erhalten. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft und der OECD liegt die Nettoinvestitionsquote – also Bruttoinvestitionen minus Abschreibungen – auf dem niedrigsten Niveau seit über 30 Jahren.
„Deutschland hat über Jahre von der Substanz gelebt. Unser Kapitalstock altert, und die Nettoinvestitionen reichen nicht aus, um ihn zu erhalten – geschweige denn zu modernisieren.“
(Marcel Fratzscher, DIW Berlin)
Die KfW schätzt die Investitionslücke auf rund 500 Milliarden Euro. Besonders betroffen sind Maschinenbau, Energieinfrastruktur und Digitalisierung. Gleichzeitig fließt Kapital dorthin, wo es arbeiten darf: BASF investiert 10 Milliarden Euro in China, Siemens Energy baut in den USA aus, Mercedes verlagert Produktionskapazitäten nach Ungarn. Laut ifo-Institut verlagert inzwischen ein Viertel der deutschen Industriebetriebe seine Investitionen ins Ausland – Rekordwert.
So schrumpft der Kapitalstock doppelt: durch Unterinvestition im Inland und Kapitalabwanderung ins Ausland. Das Resultat: sinkende Produktivität, geringere Löhne und wachsende Abhängigkeit vom Staat.
Nicht „zu hohe Löhne“, sondern zu niedrige Produktivität
Deutschlands industrielle Lohnstückkosten liegen laut IW Köln (2024) um 22 % über dem Schnitt von 27 Vergleichsländern – und um 15 % über dem Euroraum-Durchschnitt. Diese Zahl wird oft missverstanden: Die Löhne sind nicht zu hoch – sie sind real zu niedrig.
Das Statistische Bundesamt zeigt: Zwischen 1994 und 2023 stiegen die Durchschnittslöhne zwar nominal um rund 1,9 % pro Jahr, inflationsbereinigt gingen sie aber um 0,1 % jährlich zurück. Seit 2019 beschleunigt sich der Reallohnverlust auf fast 2 % pro Jahr, ausgelöst durch Preisexplosionen und Steuerlast.
Trotz steigender Bruttolöhne können sich Beschäftigte immer weniger leisten. Ursache ist nicht die Lohnpolitik, sondern die Produktivitätsschwäche: zu wenig Investitionen in neue Technologien, Digitalisierung und Automatisierung, während Energiepreise, Abgaben und Regulierung die Produktionskosten nach oben treiben – eine politisch verursachte Kostenfalle, die das Wachstum bremst.
„Produktivität ist nicht alles, aber langfristig fast alles.“
(Paul Krugman)
Wohlstand entsteht nicht, wenn man Arbeit billiger macht, sondern wenn man Arbeit produktiver macht – durch Innovation, Investition und verlässliche Rahmenbedingungen.
Der produktive Rückbau – IBM als Lehrstück
Rückbau kann funktionieren, wenn er bewusst gesteuert wird. IBM verkaufte 2005 seine PC-Sparte und 2014 die x86-Server-Sparte an Lenovo – kein Desaster, sondern strategische Umgestaltung: Schwache Bereiche wurden konsolidiert, Kapital gezielt in Wachstum investiert. Deutschland müsste denselben Mut zeigen – ineffiziente Staatsstrukturen abbauen, wettbewerbsfähige Sektoren stärken, Kapital dorthin lenken, wo Rendite und Produktivität möglich sind.
Doch gegenwärtig driftet die Finanzpolitik in blindwütige Verschuldung. Ein diskutierter Betrag von bis zu einer Billion Euro Neuverschuldung steht im Raum, mit beträchtlichem Anteil für Verteidigungsausgaben und Sondervermögen. Der Haushalt 2025 enthält bereits einen regulären Verteidigungsetat von 62,4 Milliarden Euro, doch im Zielpfad von 5 % des BIP – rund 225 Milliarden Euro jährlich – würde ein Mehrbedarf von über 130 Milliarden Euro entstehen.
Um den verwalteten Niedergang zu stoppen, braucht es Investitionen statt Ideologie – echte Reformen statt weiterer Bürokratisierung.
Wenn zusätzlich Sozial-, Subventions- oder Investitionstöpfe beschnitten werden, um Verteidigung auf 5 % zu heben, droht ein Verdrängungseffekt der zivilen Produktivität – das Gegenteil eines IBM-artigen Umbaus.
Der Staat muss daher jeden Verteidigungs-Euro an Ertragskraft und Standortwirkung messen – sonst verwalten wir nicht nur den Niedergang, wir finanzieren ihn.
Was jetzt konkret zu tun ist
- Energiepreise senken: Abgaben/Netzentgelte reformieren, planbare Industrietarife schaffen.
- Kapitalstock verjüngen: Abschreibungen modernisieren, echte Genehmigungsfiktion, One-Stop-Shop.
- Fachkräftebasis sichern: gezielte Skill-Migration, Qualifizierung, Erwerbsbeteiligung erhöhen.
- Öffentlichen Dienst straffen: Effizienz vor Expansion, Doppelstrukturen abbauen.
- Produktivität priorisieren: Investitionen mit klarem ROI statt Subventionsflicken.
Der Satz, der bleibt
„Wir sind nicht gewählt worden, um den Niedergang einer großen Nation zu verwalten.“
(Margaret Thatcher, 1979)
Deutschland steht an einem ähnlichen Punkt. Nicht, um den Niedergang zu verwalten, sollten wir Politik betreiben – sondern, um ihn zu beenden. Wohlstand ist keine Selbstverständlichkeit. Er entsteht aus Verantwortung, Freiheit und dem Mut, wieder zu denken, zu investieren und zu handeln.
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