Ein Essay gegen den Wahnsinn der deutschen Aufrüstung
215 Milliarden Euro – pro Jahr, Jahr für Jahr.
So viel sollen wir nach dem Willen der Bundesregierung und der Opposition, angeführt von Friedrich Merz (CDU), künftig für Rüstung ausgeben – 5 % des Bruttoinlandsprodukts. Ein Wort: Wahnsinn.
In einer Zeit, in der Kinder in maroden Schulen frieren, Brücken gesperrt werden, der Lehrermangel Hunderttausende Chancen vernichtet, soll dieses Land eine Kriegswirtschaft auf Pump errichten. Der Kanzler ruft nach „Zeitenwende“, Merz trommelt für deutsche Führungsstärke, Verteidigungsminister Boris Pistorius will Panzerfabriken und Munitionswerke in Serie. Wer jetzt nicht widerspricht, macht sich mitschuldig.
Die Zahlen entlarven die Lüge
Wer sie wirklich kennen will, muss nur zwei offizielle Quellen lesen:
– SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute): Russland investiert 2024 rund 149 Milliarden US-Dollar in seine Armee – umgerechnet knapp 138 Milliarden Euro (Quelle: SIPRI Fact Sheet, April 2024).
– NATO-Bericht 2024 (nato.int): Die NATO-Staaten geben zusammen 1,34 Billionen US-Dollar aus – mehr als das Zehnfache der russischen Summe.
Schon heute ist die NATO Russland so weit überlegen, dass ein zusätzlicher deutscher Milliardenregen keinen strategischen Unterschied macht. Die USA allein garantieren mit ihren Atomwaffen jede Abschreckung. Deutschland wird kein Gramm sicherer, wenn es Russland doppelt übertrifft – außer für die Aktionäre von Rheinmetall, Krauss-Maffei und Lockheed Martin.
Was Friedrich Merz & Co verschweigen
Merz, der sich gern als wirtschaftlicher Vernunftpolitiker inszeniert, argumentiert mit Verantwortung für Europa. Die Realität: Er ist ein Erfüllungsgehilfe der Rüstungslobby. Unter seiner CDU will Deutschland ein neues Heer aufbauen, Europa „wehrhaft“ machen, wie er sagt. Pistorius sekundiert: Deutschland soll „kriegsbereit“ werden.
Fragt sich nur: Gegen wen?
Russland ist eine regionale Macht mit Atomwaffen – aber ohne ökonomische Basis. Die russische Wirtschaft ist kleiner als die Italiens. Das russische BIP pro Kopf liegt unter dem Chinas. Wer diesen Staat durch noch mehr Panzer in die Knie zwingen will, versteht weder Geopolitik noch Geschichte. Russland bleibt nuklear unangreifbar – egal, ob Deutschland 5 % oder 15 % BIP aufbringt.
Historische Amnesie: Wie Deutschland seinen Untergang plant
Schon einmal hat Deutschland sich an einem Rüstungswahn verheizt: Im Kaiserreich 1914. Damals hieß es: „Wir brauchen Weltgeltung, wir brauchen Stärke.“ Der Erste Weltkrieg fegte ganze Generationen hinweg.
Im Kalten Krieg dann: 3 % BIP für Panzer und Kasernen. Wer die alte Bundesrepublik erlebte, weiß: Der Wohlstand kam nicht durch Gewehre, sondern durch VW-Käfer, Maschinenbau und eine Bildungsexplosion.
Heute, 2025, wollen Politiker wie Merz, Pistorius und Strack-Zimmermann die Geschichte ins Negative wenden: Die größte Aufrüstung in Friedenszeiten, finanziert mit Schulden und bezahlt durch die Kürzung von Bildung, Pflege, Forschung.
Die wahre Bedrohung: Zerfall von innen
Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin, formulierte es unmissverständlich:
„Die größten Sicherheitsrisiken für Deutschland sind nicht Panzerdefizite, sondern soziale Spaltung und wirtschaftlicher Niedergang.“
Doch statt 400.000 fehlende Fachkräfte auszubilden, stecken wir Milliarden in Drohnen und Munition. Statt Schulen zu renovieren, bauen wir Munitionsfabriken. Statt Fachkräfte aus aller Welt zu gewinnen, kaufen wir Raketen für die nächste Eskalation.
Das trojanische Pferd der Planwirtschaft
Die Aufrüstungsorgie tarnt sich als Sicherheitsprojekt – tatsächlich wird sie zum größten planwirtschaftlichen Projekt der Nachkriegszeit:
– Die Industrie erhält Staatsaufträge, die sie selbst am Markt nie finanzieren könnte.
– Die Schulden dafür zahlt die nächste Generation.
– Die Blase platzt, sobald Frieden gefragt ist – dann stehen Panzerhallen leer, während Schulen weiter bröckeln.
Wer diesen Irrsinn verteidigt, verteidigt keine Freiheit, sondern Rüstungsaktien.
Der Mythos vom ewigen Krieg
Die NATO ist ein Schutzschirm. Ihre Rolle ist Diplomatie und Abschreckung, nicht deutsches Säbelrasseln. Kein Leopard-Panzer wird Moskau davon abhalten, Atomwaffen zu besitzen. Der einzige Weg ist Verhandlung, Vertrauen, wirtschaftlicher Druck.
Doch was machen Merz, Pistorius & Co? Sie hetzen jede diplomatische Stimme nieder, erklären Friedensappelle zu „Naivität“, diffamieren Abrüstungsforderungen als „Putin-Versteherei“. Ein Land, das 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wieder glaubt, seine Macht aus Kanonen zu schöpfen, spielt mit dem Feuer.
Fazit: Widerstand ist Pflicht
5 % vom BIP für Aufrüstung ist keine Zahl – es ist ein Todesurteil für Generationengerechtigkeit, Bildung, sozialen Ausgleich. Ein Staat, der mehr für Waffen ausgibt als für Schulen, hat den Kompass verloren.
Es liegt an uns, diesen Irrsinn zu stoppen:
– Fordert von Politikern wie Merz Belege, wem diese Milliarden nützen.
– Fordert Investitionen in Bildung, Forschung, Integration.
– Fordert Diplomatie statt Drohkulissen.
Frieden ist kein frommer Wunsch – er ist harte Arbeit. Wer ihn opfert, wird ihn verlieren.
Warum dieser Wahnsinn?
Warum also will die Bundesregierung diesen völlig unplausiblen, dummen und gefährlichen Weg gegen jede wirtschaftliche und historische Vernunft gehen? Die bittere Wahrheit ist: Es geht um Machtprojektion nach außen – und Machterhalt nach innen. Eine gigantische Aufrüstung verschafft Aufträge, Jobs und kurzfristige Wachstumszahlen, übertönt wirtschaftliche Schwäche und soziale Spaltung. Kriegstüchtigkeit wird zum Ersatz für echte Reformen. Wer Panzer bestellt, lenkt davon ab, dass er keine Vision für Bildung, Klima oder Generationengerechtigkeit hat. Und nicht zuletzt: Ein Land, das sich hinter „Sicherheit“ verschanzt, macht es für seine Führer leichter, kritische Stimmen mundtot zu machen.
Was bleibt, ist ein Land, das aus Angst und Gier seine Zukunft verkauft. Wer diesen Kurs will, soll ihn öffentlich begründen – und wer ihn ablehnt, muss jetzt laut werden.
Bonhoeffer und Palme: Mahner in der Brandung
Dietrich Bonhoeffer wusste es im Angesicht des Naziterrors:
„Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Frieden muss gewagt werden.“
Und Olof Palme, Schwedens ermordeter Ministerpräsident, sagte:
„Wer Rüstung sät, wird Krieg ernten.“
Beide wussten: Frieden braucht Mut. Nicht mehr Waffen.
Quellen
– SIPRI Fact Sheet, April 2024: www.sipri.org
– NATO Annual Report, 2024: www.nato.int
– Marcel Fratzscher, DIW Berlin: www.diw.de
– Statistisches Bundesamt: www.destatis.de
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